Roberto Bolano by 2666

Roberto Bolano by 2666

Autor:2666 [2666]
Format: epub
veröffentlicht: 2010-01-10T09:34:28+00:00


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Zimmer ging und sofort wieder herauskam, als genügte ihm ein Blick, um sämtliche Winkel der Wohnung zu erfassen. Wie heißt du? fragte Epifanio. Juan Pablo Castañón, sagte der Junge. Gut, Juan Pablo, jetzt setz dich wieder hin und iss weiter, sagte Epifanio. Ja, Señor, sagte der Junge. Und keine Aufregung, sonst fallt dir das Kleine runter, sagte Epifanio. Der andere Polizist lächelte.

Eine Stunde später fuhren sie wieder, und Epifanio sah jetzt sehr viel klarer als vorher. Klaus Haas war Deutscher, aber im Besitz der USamerikanischen Staatsbürgerschaft. Er hatte zwei Geschäfte in Santa Teresa, wo es vom Walkman bis zum Computer alles zu kaufen gab, außerdem ein ähnliches Geschäft in Tijuana, in dem er einmal im Monat vorbeischauen musste, um die Bücher zu prüfen, Angestellte zu bezahlen und Warenbestände aufzufüllen. Außerdem fuhr er alle zwei Monate in die Vereinigten Staaten, obwohl das weder ganz regelmäßig noch zu festen Zeiten geschah, außer dass die Reisen nie länger als drei Tage dauerten. Er hatte einige Jahre in Denver gelebt und war wegen einer Weibergeschichte von dort weggegangen. Er hatte eine Schwäche für Frauen, war aber dem Anschein nach weder verheiratet noch in festen Händen. Er besuchte regelmäßig Diskotheken und Bordelle im Zentrum und war mit einigen der Besitzer befreundet, in deren Läden er Überwachungskameras oder Buchhaltungsprogramme installiert hatte. Zumindest in einem Fall war der Junge sich ganz sicher, da er selbst die Sache programmiert hatte. Als Chef war er fair und anständig und bezahlte nicht schlecht, allerdings geriet er manchmal aus nichtigen Gründen in Wut und konnte dann ohne weiteres jedem eine Ohrfeige verpassen, egal um wen es sich handelte. Ihn hatte er nie geschlagen, nur gescholten, als er einmal zu spät zur Arbeit gekommen war. Wen hat er denn geohrfeigt? Eine Sekretärin, sagte der Junge. Auf die Frage, ob es sich bei der geohrfeigten Sekretärin um die aktuelle Sekretärin handele, antwortete der Junge nein, die vorige, die er nicht kennengelernt habe. Woher er dann wisse, dass er sie geohrfeigt habe? Weil das die älteren Angestellten gesagt hätten, die aus dem Depot, wo der Blonde einen Teil seiner Waren lagerte. Die Namen der Angestellten wurden fein säuberlich notiert. Zum Schluss zeigte Epifanio dem Jungen das Foto von Estrella Ruiz Sand oval. Hast

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du die im Laden gesehen? Der Junge betrachtete das Foto und sagte ja, ihr Gesicht komme ihm bekannt vor.

Der nächste Besuch, den Epifanio Klaus Haas abstattete, erfolgte gegen Mitternacht. Er klingelte und musste lange warten, bis jemand öffnete, obwohl noch Licht brannte. Das Haus lag in der von Angehörigen der Mittelschicht bewohnten Siedlung EI Cerezal, einem Viertel mit vorwiegend ein- und zweistöckigen Häusern, von denen nicht alle Neubauten waren, wo man auf ruhigen, baumbestandenen Fußgängerwegen Brot und Milch einkaufen gehen konnte, in sicherer Entfernung vom Lärm der Siedlung Madero, die weiter außerhalb lag, und vom lauten Trubel der Innenstadt. Haas selbst öffnete die Tür. Er trug ein weißes Hemd, das über die Hose hing, und erkannte ihn erst nicht wieder, oder er tat so, als würde er ihn nicht wiedererkennen. Epifanio zeigte ihm seine Marke, so als spielten sie ein Spiel, und fragte, ob er sich noch an ihn erinnere.



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